Sonntag, 14. August 2016

Julischatten



Allgemeines:

Titel: Julischatten
Autor: Antje Babendererde
Verlag: Arena (1. Januar 2012)
Genre: Jugendroman
ISBN: 978-3401065892
Seitenzahl: 480 Seiten
Preis: 12,99 € (gebundene Ausgabe)
9,99€ (Kindle-Edition)
Inhalt:

Sim heißt eigentlich Simona und will um jeden Preis auffallen. und das tut sie wie ein bunter Hund im Reservat Pine Ridge im Nordwesten der USA, mit ihren merkwürdigen kurzen Haaren, ihren verrückten Klamotten und dem schiefen Lächeln.  Sie wurde von ihren Eltern inoffiziell auf Alkoholentzug zu ihrer Tante in ein Indianerreservat geschickt. Doch als sie die unzertrennlichen Freunde Jimi und Lukas kennenlernt, ändert sich etwas für sie. Denn der blinde Lukas zeigt ihr eine ganz neue Sicht auf der Welt und auf sich selbst. Und in den attraktiven Jimi verliebt sie sich Hals über Kopf. Doch die Dinge in Pine Ridge sind nicht so, wie sie scheinen. Während die Ereignisse sich überschlagen, die ihrer dreier Leben für immer verändern soll, muss Sim erkennen, dass sie sich für einen der beiden Jungen entscheiden muss. Für Lukas oder für Jimi. Doch dann ziehen dunkle Schatten auf über der Prärie...


Bewertung:

"Verbannung. Anders konnte Sim das, was ihr bevorstand nicht bezeichnen. Sie starrte aus dem kleinen Fenster auf die endlose weiße Wolkenlandschaft, die sich unter ihr erstreckte wie die Weiten der Antarktis. Ihre Eltern schickten sie in die Verbannung. Alle Erziehungsmaßnahmen waren gescheitert, ihre Geduld war am Ende, sie wussten nicht mehr weiter!"

 Schaue ich mir dieses wunderschöne Cover an, dann fühle ich mich nach Pine Ridge versetzt. In die faszinierend und gleichzeitig erschreckende Zeit im Indianerreservat. Das trockene Gras, durch das die Pferde galoppieren, der wolkenlose blaue Himmel, der große Adler, alle Elemente passen zur Geschichte und sind genauso stimmungsvoll wie die Geschichte selbst. Eine tolle Aufmachung, die auch den anderen Büchern der Autorin sehr ähnelt.  Für mich absolut gelungen!


Kennt ihr das, ihr lest ein Buch und seid plötzlich in einer ganz anderen Welt? Genauso ging es mir schon bei den ersten Zeilen dieses Buches. Antje Babendererde hat einen sanften, aber sehr eindringlichen Schreibstil, der es versteht zu berühren und zu verführen. Ich habe mich nie gelangweilt und immer voller Spannung Sims Abenteuer in der ihr unbekannten Welt verfolgt. Die Beschreibungen der Orte fühlen sich echt und authentisch an, die Gefühle sind absolut realistisch geschildert. Mir konnte der Stil alles geben, was ich mir wünsche und gerne möchte ich noch einmal in der Welt der Indianer eintauchen.

 Dieses Buch passt so überhaupt gar nicht in mein "Beuteschema" der Genres die ich sonst lese aber ich wurde trotzdem vollkommen überzeugt. Die Autorin ist für ihre Abenteuer in Indianerreservaten bekannt und somit wusste ich ungefähr, was mich erwartet. Doch dass mich die Geschichte so fesseln würde, dass sie mich tief berühren und vollkommen in ihren Bann ziehen würde wusste ich natürlich nicht. Die Idee, von Indianer im fernen Amerika zu berichten , finde ich sehr spannend. Auch, wenn ich zuvor keinen Bezug zu diesem Thema hatte, konnte mich das Buch begeistern und sogar für diese Welt öffnen.

Die Protagonistin Sim ist kein einfaches Mädchen. Sie hat schon einiges erlebt und ertrinkt ihre Sorgen immer öfter im Alkohol. In dem Sommer im Reservat wird sie zu einem ganz anderen Menschen und entdeckt vollkommen neue Seiten an sich. Sie kann neues Vertrauen in Menschen fassen und lebt in dieser ganz neuen Welt auf. Sie hat mir als besonderes und ganz und gar nicht alltägliches Mädchen sehr gefallen. Sim ist genau das Gegenteil von der sonst häufig nahezu perfekten Protagonistin und das macht sich so interessant. Auch die anderen Figuren stecken voller Leben und Individualität. Ich mochte Jimi und Lukas beide sehr, auf ihre ganz eigene Art und auch Sims Tante ist einfach klasse. Niemand in diesem Buch ist flach oder charakterlos- alle sind etwas Besonderes und werden mir in Erinnerung bleiben.

Eine leichte Sommerlektüre? Keineswegs! Es werden vor allem neben der Idylle in der Prärie die Probleme aufgezeigt, die die Indianer heutzutage haben, Drogen, kein Geld, Verlust der Kultur... Am Ende wird es sehr gefühlvoll und das Jugendbuch hat mich trotz seiner Leichtigkeit tief bewegt. Es gibt Denkanstöße fürs eigene Leben, einen super Einblick ins Leben in Pine Ridge und einfach jede Menge Spaß beim leben. Genau das, was man von einer tiefsinnigen, aber lockeren Sommerlektüre erwarten kann.



Fazit:

Wir begleiten Sim einen wunderschönen Sommer lang auf dem Weg zu sich selbst. Meine niedrigen Erwartungen wurden sehr weit übertroffen und ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der Lust auf eine spezielle Liebesgeschichte mit viel Hintergrund hat, bei der nicht schon von vorneherein ein Happy End in Sicht ist.

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